rund / rhythmisch / zweigeschossig / hart
Kuratorin Carina Jielg über die Arbeit
Den Tischtennisball, mit dem mir Tobias Maximilian Schnell seine Idee zur Ausstellung vorgeschlagen, den er im Foyer des Funkhauses stehend, aus der Tasche gezogen und den er auf den Boden fallen lassen hatte mit den Worten „Das wird es sein“ – diesen Tischtennisball habe ich geschenkt bekommen und er befindet sich seither auf meinem Schreibtisch. Dort erinnert er mich daran, dass man die Welt auch immer anders als üblich sehen, wahrnehmen und hören kann. Das ist nämlich genau das, was Schnell hier tut: das Funkhaus, das Gebäude anders wahrnehmen. Er macht es hörbar. Mit einem Tischtennisball. 100 Stück solcher genormter und gleichzeitig durch Stempel individualisierter Bälle hat er mit zwei Schlä- gern am 1. September 2014 an die Wände, Pfeiler, Schächte und Böden des Foyers gespielt und das Haus damit bespielt. Die Töne, die die Bälle auf den unterschiedlichen Materialien wie Beton, Kunstfasertapete, Marmor, Glas, Eisen und Aluminium erzeugt haben, sind ausschließlicher Bestandteil der Toninstallation. Das Haus und der Ball. Schnell arbeitet mit dem Gebäude. Die Architektur ist für ihn sozusagen Rohmaterial. Wenn Gustav Peichl seine ORF-Landesstudios einst als technische Geräte bezeichnete, so führt Tobias Maximilian Schnell diesen Gedanken weiter und macht daraus ein (technisches) Instrument. Schnell nimmt in seiner Toninstallation das Kreisförmige des Gebäudes auf und schließt damit gleichsam auch Kreise in seiner eigenen Biographie. Seine Jugend war geprägt von der Musik. Er lernte Trompete und als die Zeit des Studiums heranrückte, fiel die Entscheidung schwer. Schließlich hat er sich doch für die Architektur entschlossen und für die Kunst. In dieser Ausstellung hier sind alle Schnell’schen Vorlieben zum ersten Mal vereint: die Musik, die Architektur und die Bildende Kunst. Und dann waren da noch die Tischtennisbälle ...
Schnell hat in seiner Jugend außerdem intensiv und begeistert Tischtennis gespielt. Es schließt sich aus der nämlichen Installation heraus außerdem ein weiterer Kreis: jener der Tischtennis mit dem Medienunternehmen verbindet. Denn Ping Pong, Synonym für Tischtennis, steht für Kommunikation – für Aktion und Reaktion. [...] Die Tischtennisbälle von Tobias Maximilian Schnell sind bei der Aufnahme-Performance nicht von selbst gehüpft. Schnell hat sie gespielt. Vielleicht meint der Titel „Es spricht mit uns“ ja auch und ausschließlich jenes Spiel vom 1. September 2014 – zwischen Tobias Maximilian Schnell und dem Funkhaus. Es gibt eine Liste des amerikanischen Künstlers Rob Pruitt: „101 Art Ideas you can do yourself“. Da steht etwa an 52. Stelle: „Bastle einen Baum und stelle ihn in den Wald.“ Und an 101. Stelle: „Gib Deinem Leben einen Titel.“ Meine Liste hat jetzt eine 102. Anweisung: „Spiele Tischtennis mit deiner Umgebung“ – denn sie spricht mit uns.
Herzlichen Dank an
Christoph Maria Holzer (Tonmeister), Markus Felder (technische Umsetzung) und Christa Engstler (Fotografie Performance) |